Das “Shigisan Engi Emaki” – ein Meisterwerk des japanischen Buddhismus – entführt den Betrachter auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Tempelgründung von Shigi. Dieses emaki, eine Art handgemalte Bildrolle, entstand im 12. Jahrhundert und ist uns heute in zwei Versionen erhalten: die版本A (Henbon A), die sich im Besitz des Tokyo National Museums befindet, und die版本B (Henbon B), die im Shōsōin des Tōdai-ji Tempelkomplexes in Nara aufbewahrt wird.
Der Künstler hinter dieser komplexen und detailreichen Geschichte bleibt anonym. Es wird vermutet, dass es sich um einen Mönch handelte, der tief in den Lehren des Buddhismus verwurzelt war. Und tatsächlich spiegeln die Bilder im “Shigisan Engi Emaki” nicht nur historische Ereignisse wider, sondern auch tiefe spirituelle Botschaften und den Kampf des Guten gegen das Böse.
Die Geschichte des Shigi-Tempels: Von Mythen bis zur Realität
Die Bildrolle erzählt die Geschichte der Gründung des Shigi-Tempels im 9. Jahrhundert. Nach der Legende soll ein mächtiger Geist namens Shigiyama, der in den Bergen von Kii lebte, den Tempelbau initiiert haben. Die Mönche, angeführt von dem hochverehrten Priester Enchin, sahen sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert.
Die Bilder im “Shigisan Engi Emaki” zeigen eindrucksvoll die Mühen und Strapazen des Tempelbaus:
- Das harte Arbeiten der Bauarbeiter:
- Sie sind dargestellt bei der Zurichtung von Baumaterialien, dem Transport riesiger Steine und dem Errichten der mächtigen Gebäulichkeiten.
- Die Bildsprache vermittelt die physische Anstrengung und den Einsatz der Mönche, während sie gleichzeitig
die göttliche Inspiration für ihre Arbeit hervorheben.
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Die Überwindung mystischer Hindernisse:
- Der Tempelbau wird von dämonischen Wesen bedroht, die versuchen, das Projekt zu sabotieren.
- Die Mönche kämpfen gegen diese bösen Kräfte, unterstützt durch den Schutz des Buddha und ihrer tiefen spirituellen Hingabe.
Ein visueller Dialog mit der Zeit: Stil und Technik im “Shigisan Engi Emaki”
Das “Shigisan Engi Emaki” ist nicht nur wegen seiner Geschichte bemerkenswert, sondern auch für seinen einzigartigen künstlerischen Stil. Die Bilder sind in einer Mischung aus detaillierter Linienführung und leuchtenden Farben gehalten.
- Die Figuren: Sie werden oft mit großformatigen Gesichtern dargestellt, die Emotionen wie Entschlossenheit, Furcht oder Erleichterung zum Ausdruck bringen.
- Die Landschaften:
Sie dienen als Hintergrundkulisse für die Ereignisse und spiegeln die Schönheit der japanischen Natur wider. Die
Bildrolle ist ein wertvolles Zeugnis für die Kunst und Kultur des Heian-Zeitraums (794-1185) in Japan.
Die Bedeutung des “Shigisan Engi Emaki” im Kontext der japanischen Kunstgeschichte
Das “Shigisan Engi Emaki” hat einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der japanischen Malerei gehabt.
- Die narrative Darstellung:
- Die Bildrolle trug dazu bei, dass Geschichten und Mythen in bildhafter Form erzählt werden konnten, was den Weg für
weitere emaki ebnete.
- Die Detailgenauigkeit:
Die realistische Darstellung von Personen, Objekten und Landschaften beeinflusste spätere Künstlergenerationen.
- Der spirituelle Gehalt: Die Bilder im “Shigisan Engi Emaki” vermitteln tiefgreifende religiöse Botschaften und laden den Betrachter dazu ein, über die Natur des Guten und Bösen, des Glaubens und der Hingabe nachzudenken.
Heute ist das “Shigisan Engi Emaki” eines der meistgeschätzten Kunstwerke Japans. Die Bildrolle wird bewundert für ihre historische Bedeutung, ihren künstlerischen Wert und ihre Fähigkeit, den Betrachter in eine Welt von spirituellen Visionen und historischer Faszination zu entführen.